Das, was ich im Folgenden berichte beruht ausschließlich auf meinen eigenen Erfahrungen aus einer 20 jährigen Leidensgeschichte. Mein Bericht beinhaltet keine gesicherte medizinische Diagnose, sondern nur Schlussfolgerungen, die ich aus meinen Beobachtungen ziehe. Zur Zeit befinde ich mich auf dem Weg der Besserung und hoffe, dass dieser Weg zur Heilung führt. Meine Schilderungen sollen keinesfalls einen Arztbesuch ersetzen – ganz im Gegenteil. Vielleicht hilft mein Bericht einem Patienten, bei seinem Arzt die richtigen Fragen zu stellen.
Zuerst möchte ich kurz umreißen, was eine Dysbiose ist. Im menschlichen Darm existiert ein ganzes Ökosystem an Bakterien, die für die Verdauung der Nahrung lebensnotwendig sind. Dieses Ökosystem wird als intestinales Mikrobiom bezeichnet. Dieses bakterielle Ökosystem kann durch Erkrankungen, Fehlernährung oder Medikamente gestört werden. Ist das Mikrobiom im Darm gestört, kann die Nahrung nicht mehr richtig verdaut werden, Nährstoffe können nicht mehr richtig aufgenommen werden, die Darmschleimhaut wird geschädigt und das Immunsystem kann nicht mehr so arbeiten, wie es arbeiten soll. Die Bakterien im Darm stellen eine Vielzahl lebensnotwendiger Stoffe her, die so ziemlich überall eine wichtige Rolle spielen. Eine Dysbiose ist kein Spaß, bei dem einem nur mal ein Pups quer liegt. Es ist vielmehr eine Hölle, die irgendwann böse und über Folgeerkrankungen tödlich enden kann.
Meine Leidensgeschichte beginnt im Jahr 2004. Bis zu diesem Jahr war ich sportlich und gesund. Im Jahr 2004 erkrankte ich am Pfeifferschen Drüsenfieber und der Einsatz von starken Antibiotika war notwendig, um die Krankheit zu überleben. Ab diesem Zeitpunkt war ich nie mehr wirklich gesund. In meinen Notizen aus dieser Zeit fanden sich Beschwerden wie Kopfschmerzen, ein hörbarer Puls, ein Brummton beim Pulsschlag, Druck in den Ohren, Herpebläschen im Mund, ein knackendes Kiefergelenk, Geräusche der Halswirbel, Klopfen im Ohr, Enge in der Luftröhre, das Gefühl das etwas im Hals steckt, Schmerzen in Hals und Schultern, Druck auf der Brust, schleimiger Husten, leichte Schmerzen beim tiefen einatmen, Grundloser schneller Puls, Herzstolpern, Durchfall, Atemnot beim Treppensteigen, Benommenheit wie durch Alkohol, Herzklopfen beim Treppensteigen, Anfälle von Schwäche, Müdigkeit.
Aufgrund dieser Symptome erfolgten endlos viele Arztbesuche und Untersuchungen. Heraus kam nichts und eine Ärztin meinte irgendwann genervt, ich solle mich beruhigen und mal ein kleines Gläschen Wein zur Entspannung trinken. Auf meine Frage, ob die Antibiotika vielleicht die Darmbakterien negativ beeinflusst hätten, sagte die Ärztin nur, dass das kein Thema ist und dass sich das von alleine regelt. Damit war das Thema vom Tisch und ich ging nach Hause.
Wein trinken linderte die Beschwerden etwas, aber das war keine Lösung und würde irgendwann dazu führen, dass ich Alkoholiker würde. Deshalb ging ich diesen Weg nicht. Ich musste mit meinen Beschwerden leben und begann zu Essen, weil Essen und vor allem das Essen von Süßigkeiten meine Beschwerden linderte. Ich wurde innerhalb von drei Jahren dick und wog bei eine Größe von 1,70 m zum Schluss 124 kg. Durch Meditation und Yoga konnte ich meine Beschwerden ignorieren. Im Jahr 2010 bekam ich Hautpilzerkrankungen zwischen den Zehen und zwischen den Beinen. Ich konnte plötzlich auch keine Haferflocken mehr vertragen und reagierte darauf mit Reflux. Irgendwann traten dann Schmerzen in der Brust auf und die Ärzte Odyssee begann erneut. Ich musste die Arbeit an meiner Dissertation (Doktorarbeit) abbrechen, was mich sehr ärgerte und sicherlich meinen Doktorvater enttäuschte. Ein mal waren die Schmerzen in der Brust so schlimm, dass die Hausärztin ein EKG aufnahm und Tests bezüglich eines Herzinfarktes durchführte. Die Diagnose war Bluthochdruck und Adipositas, aber ansonsten kam nichts weiter bei den Tests heraus.
Ich bekam immer mehr Medikamente gegen Bluthochdruck, weil dieser sich nur schwer bändigen ließ. Das Leiden ging weiter und ich begann eine Diät, um das starke Übergewicht in den Griff zu bekommen. Ich reduzierte mein Gewicht innerhalb eines Jahres um 15 kg. Das Leben wurde erträglich. Immer wieder traten allerdings Schmerzen in der Brust und die daraus resultierenden Arztbesuche führten dazu, dass meine Ärztin mich nicht mehr ernst nahm und mich zu ihrer Assistenzärztin weiter schob.
Ich zog 2019 in eine andere Stadt. Aufgrund von immer schwereren Hautpilzinfektionen suchte ich eine andere Hausärztin auf und bekam eine Salbe gegen die Hautpilzerkrankung. Mit dieser Salbe und Apfelessig ließ sich der Hautpilz in Schach halten. Der Blutdruck allerdings stieg immer weiter. Irgendwann ging es mit so schlecht, dass meine Hausärztin mich ins Krankenhaus zu einem Umfassenden Gesundheitscheck überwies. Dabei kam heraus, dass ich an Gallensteinen und einer Divertikulose litt. Die Gallensteine wurden ein Jahr später entfernt und die Hautpilzerkrankung besserte sich daraufhin etwas. Ich schöpfte Hoffnung, dass sich mein Gesundheitszustand bessern würde, aber meine Beschwerden verschlimmerten sich.
In meinen Notizen aus dieser Zeit wird die Kaskade an Beschwerden sichtbar, die damals wie ein einstürzendes Kartenhaus über ich einbrach: Bluthochdruck, Müdigkeit, entzündliche Gliederschmerzen, Husten, Konzentrationsschwäche, depressive Stimmung, Schmerzen in den Schultern, Stechen in der Brust, Husten, Ziehen im Oberbauch links, ziehen im Oberbauch mittig, ziehen im Oberbauch rechts, Blähbauch, Druck im Bauch, Bauchgrummeln, heiße Hände, druckempfindliche Brust, entzündliche Schmerzen, das Gefühl von Adrenalin, Herzstechen, Schmerzen an den Rippen und Brustbein, Panik, sehr geringe Belastbarkeit, schlagartig auftretender hoher Puls, Gliederschmerzen an den Sehnenansätzen, Atemnot, Reizmagen, Magenschmerzen, Hautpilz, Herzklopfen, Urindrang nachts, starkes Schwitzen nachts, schleimiger Husten, Rückenschmerzen, Muskelschmerzen, Fiebriges Gefühl ohne Fieber, Druck in der Brust, Übelkeit, schwarze Schatten im Sichtfeld, Verstopfung, Herzrhythmusstörungen. Das schlimme daran war, dass die Beschwerden zum Teil schlagartig auftraten und sich ohne erkennbaren Grund mit Phasen abwechselten, in denen ich beschwerdefrei war. Hatte ich aber Beschwerden, waren sie zum Teil so schlimm, dass ich nicht mehr geradeaus gehen konnte.
Ich wurde wieder ins Krankenhaus geschickt und es kam wieder nichts dabei heraus. Meine Hausärztin nahm mich gefühlt nicht mehr ernst. Ich führte über Jahre hinweg ein Krankentagebuch, was aber keinen Arzt jemals interessiert hat. Dafür bekam ich von meiner Ärztin Vorwürfe, weshalb ich mit immer neuen Ideen für mögliche Erkrankungen zu ihr komme. Dann passierte etwas, was ich im Nachhinein als Geschenk Gottes sehen muss: Ich bekam eine schwere atypische Lungenentzündung durch Mykoplasmen. Die Tatsache, dass ich den Notruf wählte, verdankte ich einer inneren Stimme, die zu mir Sprach, dass ich nicht einschlafen, sondern den Krankenwagen rufen sollte. Ich antwortete der Inneren Stimme, dass ich doch nicht für jede Kleinigkeit die 112 wählen kann. Die Stimme ließ mir aber keine Ruhe und ich stand auf, um am Computer bezüglich des schaumig blubbernden Geräusches in meiner Lunge zu recherchieren. Das Ergebnis der Recherche enthielt immer die das Wort „Notfall“. Plötzlich wurde alles um mich herum strahlend weiß und ich fühlte mich schwerelos und als ich wieder zu mir kam, griff ich zum Telefon und rief die 112. Ich kam ins Krankenhaus und wurde in der Notaufnahme erst einmal von der diensthabenden Ärztin ausgeschimpft, warum ich mich nicht an Therapieempfehlungen halte. Nachdem die Ärztin im Krankenhaus aber meine Brust gehört hatte, wurde ich sofort ins Krankenhaus aufgenommen. Meine Hausärztin hatte einige Tage zuvor einen Abstrich gemacht um den Grund für meine Bronchitis zu ermitteln. Als das Ergebnis des Abstrichs eine Infektion mit Mykoplasmen ergab, wurde ich sofort in ein Quarantänezimmer verlegt und ich erlebte Ärzte, die mich und die Mykoplasmen plötzlich sehr ernst nahmen. Als ich Durchfall bekam, stank das ganze Zimmer wie ein Pferdestall. Mein Körper verlangte intuitiv nach Joghurt und Äpfel. Ein junger Arzt besorgte mir, nachdem ich durch pausenlose Bettelei nach Joghurt und Äpfel verlangt hatte, Joghurt und ein paar Äpfel und der Durchfall verschwand bereits am nächsten Tag. Ich blieb zwei Wochen im Krankenhaus. Der Kardiologe im Krankenhaus stellte fest, dass bei mir eine hypertensive Herzkrankheit im Entstehen war. Ich bekam noch mehr Blutdrucksenker, so dass mein Blutdruck im Normbereich lag und sich die hypertensive Herzkrankheit mit der Zeit wieder zurückbilden konnte.
Zwei Wochen später kam ich aus dem Krankenhaus und musste mich vier Wochen lang schonen. Ich hatte weitere 15 kg abgenommen. Meine Beschwerden, die ich bereits vorher hatte wurden nach meiner Genesung schlimmer. Rücken und Gliederschmerzen waren so stark wie die, die man bei einer Grippe bekommt. In meinem Magen hatte ich das Gefühl, als ob ein zappelnder Fisch lebt. Wenn mein Magen zu zappeln begann, konnte ich kaum atmen. Ich verbrachte viel Zeit im Liegen auf der Couch, weil dies meine Beschwerden erträglich machte und ich hatte Angst, vor der Couch aufzustehen um aufs Klo zu gehen, weil dann die Schmerzen wieder da waren. Ich bekam Protonenpumpenhemmer zur Reduzierung meiner Magensäure. Der zappelnde Fisch in meinem Bauch beruhigte sich, aber dafür bekam ich jetzt Blut im Stuhl durch Hämorrhoiden. Ich bekam also eine Cortison-Salbe, die aber nicht wirkte aber mit Zinksalbe konnte ich die Hämorrhoiden in Schach halten. Wegen meiner Rückenschmerzen wurde ich zum Orthopäden überwiesen und der meinte, dass ich eine Intercostalneuralgie aufgrund der Abnutzung der Wirbelsäule habe. So etwas komme mit dem Alter. (Anmerkung: Ich bin Ende 49 Jahre alt) Meine Frau schaffte es, die Rückenschmerzen durch Massagen der schmerzhaften Triggerpunkte am Rücken in Schach zu halten, so dass ich zumindest nicht bettlägerig wurde. Alternativ zur Massage, konnte ich mit einer Faszienrolle die Triggerpunkte massieren, was auch half. Die Wirksamkeit der Massage der Triggerpunkte fand meine Frau durch Zufall heraus. Auch wenn die Massagen so schmerzhaft waren, als ob man mit einer Nadel in den Muskel sticht, besserten sich dadurch die Schmerzen etwas. Wegen der bei mir aufgetretenen geschwollenen Lymphknoten schickte mich meine Hausärztin zum Radiologen. Das MRT ergab den Verdacht auf ein Lymphom. Der Moment, als mich meine Hausärztin zum Onkologen überwies, war der Moment, an dem sich mein Leben änderte. Ich musste nun zwei Wochen auf die Auswertung der Blutuntersuchung warten. Heraus kam wie immer – nichts.
Meine Hausärztin schickte mich wegen der Hämorrhoiden zum Proktologen. Der untersuchte mich und empfahl mir Probiotika zum Aufbau der Darmflora. Der Proktologe empfahl mir, mich im Internet über das Mikrobiom zu belesen, was ich auch machte.
Ich besorgte mir probiotischen Joghurt und meine Beschwerden reduzierten sich sehr bald Schritt für Schritt. Da probiotischer Joghurt teuer ist, lernte ich, Joghurt selbst zu fermentieren. Ich nehme jeden Tag etwas Joghurt zum Essen zu mir und bin mittlerweile wieder so sportlich, dass ich mehrtägige Radtouren im Oberlausitzer Bergland fahren kann. Die Muskelschmerzen habe ich immer noch, aber sie gehen zurück. Die Heißhungerattacken, die ich in der Vergangenheit hatte, treten kaum noch auf. Nach 20 Jahren Krankheit habe ich heute so viel Energie, dass ich beruflich ein neues Projekt beginnen konnte, das ich mit Begeisterung voranbringe. Die meisten Beschwerden sind sehr schnell verschwunden. Mal sehen, wie sich meine Situation noch weiter entwickelt.
Warum schreibe ich das Ganze und veröffentliche es im Internet? Vielleicht hilft es jemandem, der eine ähnliche Leidensgeschichte hat, den Ärzten die richtigen Fragen zu stellen. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ein Krankentagebuch und ein regelmäßig geführtes Notizbuch ein wichtiges Werkzeug auf dem Weg zur Besserung sind. Die Ärzte, die ich erlebt habe, können mit Standardsituationen gut umgehen, bei der die Ursache der Erkrankung klar erkennbar ist und die Kausalkette der Krankheitsursachen überschaubar kurz ist. Sobald eine Krankheitsursache erst über mehrere Mechanismen zu einem Krankheitssymptom führt, sind Ärzte meist überfordert. Ärzte haben viel Wissen, aber sie sind meist keine Mathematiker und keine Ingenieure, die komplexe Regelkreise betrachten können. Deshalb ist man als Patient gefordert, selbst wie ein Detektiv zu recherchieren und die Zusammenhänge der einzelnen Symptome und Ereignisse mühsam zu ermitteln. Man muss selbst aktiv werden und darf nicht aufgeben, selbst, wenn man den Ärzten auf die Nerven geht.
Letztendlich aber, ist man auf Gottes Hilfe angewiesen und deshalb lohnt es sich, Gott um Hilfe zu bitten. Das ist schön in der Bibel im Neuen Testament im 5. Kapitel des Markus-Evangeliums beschrieben:
„Es war auch eine Frau dabei, die seit zwölf Jahren an Blutungen litt. Sie war schon bei den verschiedensten Ärzten gewesen und hatte viele Behandlungen über sich ergehen lassen. Ihr ganzes Vermögen hatte sie dabei ausgegeben, aber es hatte nichts genützt; im Gegenteil, ihr Leiden war nur schlimmer geworden. Diese Frau hatte von Jesus gehört; sie drängte sich in der Menge von hinten an ihn heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: »Wenn ich nur sein Gewand anfasse, werde ich gesund.« Im selben Augenblick hörte die Blutung auf, und sie spürte, dass sie ihre Plage los war. Jesus bemerkte, dass heilende Kraft von ihm ausgegangen war, und sofort drehte er sich in der Menge um und fragte: »Wer hat mein Gewand berührt?«Die Jünger sagten: »Du siehst, wie die Leute sich um dich drängen, und da fragst du noch: ›Wer hat mich berührt?‹« Aber Jesus blickte umher, um zu sehen, wer es gewesen war. Die Frau zitterte vor Angst; sie wusste ja, was mit ihr vorgegangen war. Darum trat sie vor, warf sich vor Jesus nieder und erzählte ihm alles. Jesus sagte zu ihr: »Meine Tochter, dein Vertrauen hat dir geholfen. Geh in Frieden und sei frei von deinem Leiden!“ [1]
[1] Gute Nachricht Bibel. Mk 5,25-34










