Die frohe Botschaft

Logische Konsequenzen
Neulich fragte mich jemand, ob ich erklären könne, was die Frohe Botschaft des Christentums ist.  Meine Antwort auf diese Frage war wohl falsch, denn danach wurde ich erst einmal zurechtgewiesen. Mir wurde erklärt, dass ich nach meinem Tod vor einem Gericht stehen werde. Dort werden mir alle noch so kleinen Sünden aufgezählt. Deswegen werde ich schuldig gesprochen und zur Hölle fahren. In diesem Augenblick wird aber Jesus in den Gerichtssaal kommen und wird sagen, dass er meine Schuld mit seinem Tod am Kreuz bezahlt hat. Das wird er aber nur dann tun, wenn ich ihm im Leben bedingungslos nachgefolgt bin. Ansonsten wird er mich nicht kennen.

Naja, da ich in meinem Leben lange Zeit nicht Jesus nachgefolgt bin, ist mir nach dieser Logik die Fahrt zu Hölle sicher. Die logische Konsequenz wäre, dass ich mich schnellstmöglich mit dem Teufel gut stellen sollte, da er mein zukünftiger Chef ist. Ist das die Frohe Botschaft des Christentums? Wenn das so ist, wundert es mich nicht, warum so viele Leute diese Art von Froher Botschaft nicht hören wollen. So etwas ist keine Frohe Botschaft, sondern eine Botschaft des Schreckens.

Selbst in der Bibel lesen
Vielleicht ist es besser, selbst in der Bibel zu lesen, als irgendwelchen Menschen zuzuhören. Ich lese seit vier Jahren täglich in der Bibel und bin von der Bibel fasziniert. Die Bibel ist vielschichtig an Bedeutungsebenen und sie hilft mir, vieles, was ich erlebe, zu verstehen. Sie hilft mir zu sehen, dass Gott real ist und dass er mich im Leben tausendfach beschenkt hat. Vieles im Leben, was mir nicht gefallen hat, habe ich nicht verstanden. Aber durch die Bibel weiß ich, dass ich gerade diese Erlebnisse in einem größeren Zusammenhang betrachten muss. Wenn ich das neue Testament lese wird mir klar, dass Jesus Gottes Sohn ist. Das glaube ich nicht nur deshalb, weil es da steht. Mir ist das klar, weil das, was Jesus gesagt hat, heute noch so aktuell ist, als ob jemand mir direkt auf meine Fragen in einem persönlichen Gespräch antwortet. Mir ist auch klar, dass Jesus für uns alle am Kreuz gestorben ist, um für unsere Sünden zu bezahlen. Wenn er dieses Opfer nicht gebracht hätte, wäre er nur einer von vielen Predigern gewesen und wir würden uns in unserer Selbstsucht ständig einen neuen Heilsbringer suchen, der uns gerade am besten passt. Der gekreuzigte Jesus ist für mich ein Mahnmahl dafür, wozu wir Menschen in unserem Stolz und unserer Gier fähig sind und wie wichtig es ist, jeden Tag aufs neue das eigene Handeln zu hinterfragen und die eigenen Sünden vor Gott zu bekennen. Für mich ist deshalb das Opfer, das Jesus gebracht hat, die Voraussetzung für die Frohe Botschaft.

Die Frohe Botschaft
Um die Frage nach der Frohen Botschaft zu beantworten, rate ich jedem der fragt, selbst in der Bibel zu lesen und die Frohe Botschaft zu erkennen. Für mich lautet die Frohe Botschaft grob zusammengefasst:  Gott ist da und möchte zu mir und zu jedem Menschen eine direkte Beziehung haben. Durch Jesus ist Gott mir so nah, dass mir eine persönliche Beziehung zu ihm möglich ist. Diese Beziehung zu Gott ist für mich eine Lebensquelle, genau so wie das Essen und Trinken. Jesus hatte sich einmal an einem Brunnen mit einer Samariterin unterhalten  und ihr die frohe Botschaft in folgenden Worten erklärt:

„»Wenn du wüsstest, was Gott den Menschen schenken will und wer es ist, der dich jetzt um Wasser bittet, dann hättest du ihn um Wasser gebeten und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.« »Herr, du hast doch keinen Eimer«, sagte die Frau, »und der Brunnen ist tief. Woher willst du dann das lebendige Wasser haben? Unser Stammvater Jakob hat uns diesen Brunnen hinterlassen. Er selbst, seine Söhne und seine ganze Herde tranken daraus. Du willst doch nicht sagen, dass du mehr bist als Jakob?« Jesus antwortete: »Wer dieses Wasser trinkt, wird wieder durstig. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird nie mehr Durst haben. Ich gebe ihm Wasser, das in ihm zu einer Quelle wird, die bis ins ewige Leben weitersprudelt.«“
(Johannes 4,10-13) [1]

Dieses Lebendige Wasser, von dem Jesus spricht, ist eine Metapher für die direkte Beziehung zu Gott, der uns geschaffen hat. Auf diese Weise bin ich nicht mehr von Gott getrennt. Das ist für mich eine wirkliche Frohe Botschaft.

[1] Gute Nachricht Bibel, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft