Die perfekte Gemeinde

Suche nach der perfekten Gemeinde
Wie sieht die Perfekte Gemeinde aus? Um es gleich am Anfang zu sagen: Die perfekte Gemeinde gibt es nicht. Doch war es das schon? Wenn es so wäre, könnte ich diesen Text hier gleich beenden. Die Frage nach der perfekten Gemeinde ist aber, so denke ich, die falsche Frage. Die Frage müsste eher heißen, wie können wir Jesus in die Mitte unseres Lebens hinein lassen?

Vor drei Jahren, war ich auf der Suche nach einer Kirchgemeinde. So habe ich mich erst einmal umgesehen, habe viele Gemeinden besucht und habe viele nette Menschen kennengelernt. Ich war auch in einigen Bibelkreisen und habe auch dort liebe Menschen getroffen. In den freikirchlichen Gemeinden, die ich besucht habe, waren zwar liebe Menschen, aber es existieren auch Satzungen und Regeln, die wie eine eiserne Faust im Samthandschuh daher kamen. Es war alles in Ordnung, solang man den Regeln der Satzungen entsprach. Wenn man allerdings unverheiratet zusammen lebte, oder für den Fall, das jemand homosexuell gewesen wäre, wären da Probleme aufgetaucht. Letztendlich wären diese Menschen ausgegrenzt worden.

Ich habe in einem Bibelkreis sogar einen Bibelkreisleiter erlebt, der in einer Diskussion mit mir die Einführung von alttestamentlichen Strafen wie Steinigung und andere Grausamkeiten befürwortete. Ich empfand das erschreckend. Wie können Christen, die ernsthaft Jesus nachfolgen wollen, so handeln? Jesus hat selbst, nachdem er ans Kreuz genagelt wurde, seinen Mördern vergeben.

Nachdem ich mich in den Gemeinden umgesehen hatte, bin ich der Evangelisch-Lutherischen Kirche beigetreten. Diese Kirchgemeinde war zwar Teil der staatlichen Strukturen, aber damals wurde niemand ausgegrenzt. Viele Menschen mit vielen unterschiedlichen Überzeugungen und Lebenseinstellungen konnten dort ein Zuhause finden. Die Menschen dort waren und sind liebe Menschen und haben meiner Familie und mir sehr geholfen.

Corona
Im Jahr 2020 kam allerdings das neuartige Coronavirus, vor dem viele Menschen so viel Angst bekamen, dass sie ihre Grundrechte im vorauseilenden Gehorsam aufgaben. Mittlerweile sind wir in Deutschland so weit, dass man an Gottesdiensten nur dann teilnehmen darf, wenn man geimpft, genesen oder getestet ist und das nur dann, wenn man zusätzlich eine FFP2 Maske im Gesicht trägt. Als ich die Art der Durchsetzung dieser „Corona-Maßnahmen“ in einer Sitzung kritisierte und die Umsetzung der Corona-Maßnahmen als „krank“ bezeichnete, wurde ich sogar aus dieser Sitzung herausgebeten, um es mal so zu formulieren. Das war der Punkt, an dem ich sah, dass die Kirchgemeinden, die ich kennengelernt habe, mit dem Neuen Testament der Bibel sehr wenig zu tun haben. Sehr oft, geht es nur um die Durchsetzung von Machtansprüchen.

Liegt der Weg, weg von den Spielen der Macht hin zum Neuen Testament nun darin, noch eine weitere Kirchgemeinde zu gründen? Vermutlich nicht. Auch diese neue Kirchgemeinde wird irgendwann Personen in Leitungsfunktionen herausbilden und das Spiel der Macht beginnt erneut.

Was sagt die Bibel?
Doch was sagt die Bibel zu diesem Thema? Im neuen Testament kommt die Kirche mit Predigern, Priestern, Bischöfen, Liturgie, Kirchgebäuden und festgeschriebenen Machtstrukturen gar nicht vor. Das, was im neuen Testament erwähnt wird, ist am ehesten mit Hausgemeinschaften vergleichbar, die Aufgrund der begrenzten Größe von Häusern eine gewisse Anzahl an Personen nicht überschreiten. Ich möchte die genaue Beschreibung dieser Hausgemeinden hier absichtlich nicht wiedergeben. Zum Einen entstammen diese Beschreibungen einer Zeit, in der es Menschen gab, die Jesus persönlich kennengelernt haben. Zum Anderen entstammen sie einer anderen Zeit, die mit der unseren Zeit nur noch wenig zu tun hat. Wenn ich hier eine Beschreibung wiedergeben würde, würde ich in die gleiche Falle tappen, in die schon andere getappt sind: Ich würde eine Satzung aufschreiben. Deswegen bleibt dem Leser nur die Möglichkeit, selbst in der Bibel zu lesen, wenn er mehr über die christlichen Gemeinden des neuen Testaments erfahren möchte.

Fazit
Was kann ich hier abschließend sagen? Die Gemeinde, die selbst in schwierigsten Zeiten ein sicheres Zuhause ist, wird man hier in der Welt nicht finden. Deshalb kann ich jedem Suchenden nur raten, täglich in der Bibel zu lesen, zu beten, auf die Stimme des Heiligen Geistes zu hören und Jesus nachzufolgen. Gemeinden entstehen und vergehen, aber Jesus ist das sichere Zuhause, das bleibt.
Ein Bibelabschnitt fällt mir noch ein, der mir besonders wichtig erscheint. Es handelt sich dabei um den 1. Korintherbrief, Kapitel 13. Dort heißt es:

„Wenn ich die Sprachen aller Menschen spreche
und sogar die Sprache der Engel,
aber ich habe keine Liebe –
dann bin ich doch nur ein dröhnender Gong
oder eine lärmende Trommel.
Wenn ich prophetische Eingebungen habe
und alle himmlischen Geheimnisse weiß
und alle Erkenntnis besitze,
wenn ich einen so starken Glauben habe,
dass ich Berge versetzen kann,
aber ich habe keine Liebe –
dann bin ich nichts.

Denn unser Erkennen ist Stückwerk,
und unser prophetisches Reden ist Stückwerk.
Wenn sich die ganze Wahrheit enthüllen wird,
ist es mit dem Stückwerk vorbei.“

(1.Korinther 13,1-2.9-10) [1]

Das wichtigste in einer Gemeinde ist ein liebevoller Umgang der Menschen untereinander. Genau an diesem Punkt lässt sich meiner Erfahrung nach am besten erkennen, welcher Geist in einer Gemeinde herrscht. Wenn in einer Gemeinde Angst geschürt und Macht über andere Menschen ausgeübt wird,  ist mit Sicherheit nicht Jesus die Mitte der Gemeinde.

[1] Gute Nachricht Bibel, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft