Wissenschaftliche Praxis

Es gibt viele naturwissenschaftliche Texte, die eher einer Werbebroschüre gleichen, als dass sie ihrem Namen gerecht werden. Diese Texte sind mit Schlagworten gefüllt wie Effizienz, Nachhaltigkeit, CO2-Neutral, Synergie, Rentabilität, Zukunft, Spitzenforschung und Wirtschaftlichkeit. Wissenschaftliche Sachverhalte werden allgemein und nichtssagend formuliert, ohne Angaben darüber, wie man die durchgeführten Versuche reproduzieren könnte. Zur Erhöhung der scheinbaren Wichtigkeit der wissenschaftlichen Texte wird viel Literatur von namhaften Leuten zitiert, die wiederum Leute zitieren die Leute zitieren, die Leute zitierten. Die ursprünglichen Experimente, die den zitierten wissenschaftlichen Arbeiten zu Grunde liegen, wurden in manchen Fällten vor sehr langer Zeit durchgeführt, und die originalen wissenschaftlichen Arbeiten der Leute, die im Labor die Experimente eigenhändig durchgeführt haben, sind lange vergessen. Andere wissenschaftliche Arbeiten nutzen die Theorie als Grundlage ihrer Argumentation, oder sie stützen sich auf Computersimulationen. Es gibt sogar Leute, die die Ergebnisse von Computersimulationen für so aussagekräftig halten, dass sie darauf die politische Richtung ganzer Staaten stützen. Aus diesem Grund ist es mir wichtig, meine naturwissenschaftliche Praxis zu erläutern, um offen zu legen, wie ich wissenschaftliche Arbeit bewerte. Dies soll jedem Menschen helfen, meine wissenschaftlichen Ergebnisse mit seiner persönlichen Sichtweise zu bewerten, ohne dabei auf die Meinung irgendwelcher Experten angewiesen zu sein.  Ich habe mich entschlossen, meine naturwissenschaftliche Arbeitsweise in Form von Fragen zu erläutern:

Was ist Naturwissenschaft?
Ich habe mal einen schönen Spruch gehört, der die Frage nach der Naturwissenschaft auf den Punkt bringt: “Naturwissenschaft ist die Summe aller möglichen Experimente.“

Was ist ein Experiment?
Die Beantwortung dieser Frage führt zu der Aussage, wie ein wissenschaftliches Experiment aufgebaut sein muss und welche Anforderungen es erfüllen muss: “Ein Experiment ist eine genau definierte, präparierte, reproduzierbare und dokumentierte Situation, bei der alle störenden Variablen ausgeschaltet oder kontrolliert werden und eine unabhängige Variable durch den Experimentator gezielt verändert wird. Ziel des Experiments ist die Beobachtung der Auswirkungen der Veränderung der unabhängigen Variable auf alle anderen abhängigen Variablen.” Wenn ein Experiment nicht reproduzierbar ist, dann ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Zeichen dafür, dass nicht alle störenden Variablen erkannt, ausgeschaltet oder kontrolliert wurden.

Was heißt Reproduzierbarkeit?
Reproduzierbar ist ein Experiment dann, wenn bei wiederholter Versuchsdurchführung mit dem gleichen, nicht dem selben, Versuchsaufbau an verschiedenen Orten die selben Zusammenhänge zwischen der unabhängigen Variablen und den abhängigen Variablen zu beobachten sind. Die Reproduzierbarkeit ist ein Maß dafür, dass keine Störgrößen das Experiment beeinflussen, die mir einem konkreten Versuchsaufbau oder einem konkreten Versuchsort zusammenhängen.

Was ist das Wesen eines Experiments?
Unser Verständnis der Natur ist begrenzt. Gerade die Tatsache dieses begrenzten Verständnisses macht das Experiment für uns so wertvoll. “Im Experiment beobachtet man immer das gesamte Universum. Gerade die Experimente mit einem unerwarteten Ergebnis sind besonders wertvoll, weil sie die Grenzen des Wissens erweitern.”

Was bedeutet Messen?
„Jede Maßeinheit ist das Ergebnis eines genau definiertes Experiments. Messen ist nichts weiter als der Vergleich einer beobachteten Größe mit dem Ergebnis des Experiments, das die Maßeinheit definiert.“ Selbst wenn wir die Natur nicht verstehen, können wir sie durch das Messen beschreiben. Das heißt auch, dass jeder physikalische Effekt, der in einem Experiment in Erscheinung tritt, messbar ist. Nur über die Durchführung von Messungen werden die Situation eines Experiments erfasst. Messungen sind die Grundlage der Entwicklung von theoretischen Modellen und müssen der Entwicklung von theoretischen Modellen stets vorausgehen. Die Wahl der Messverfahren muss dokumentiert werden, denn sie entscheidet mit über die Aussagekraft der Experimente.

Was ist eine physikalische Größe?
„Eine physikalische Größe ist das Produkt aus einer Zahl und einer Maßeinheit.“

Was ist eine Theorie?
„Eine Theorie ist ein Modell, mit dem die Beobachtungen in einem Experiment erklärt werden können. Es kann hierbei nur die Aussage getroffen werden, dass eine Theorie in einem konkreten Experiment zutreffend oder nicht zutreffend war, mehr nicht.“ Theorien werden oft dazu genutzt, um Vorhersagen über den Ausgang von Experimenten zu machen. Im Grunde genommen handelt es sich hierbei nie um Vorhersagen sondern um Schätzungen. Die Schätzungen können zutreffend sein, wenn keine anderen Störgrößen auftreten, die durch die verwendete Theorie nicht beschrieben werden.

Was ist ein Fachbegriff?
Ein naturwissenschaftlicher Fachbegriff ist ein Wort, dass ein konkretes, definiertes Experiment repräsentiert. Fachbegriffe sind die sprachlichen und gedanklichen Bausteine der Naturwissenschaft. So wie die Naturwissenschaft die Summe aller möglichen Experimente ist, ist naturwissenschaftliches Denken die Summe aller möglichen Fachbegriffe.

Was ist ein physikalisches Gesetz?
„Ein physikalisches Gesetz ist eine Regel, die die Zusammenhänge der Veränderung von physikalischen Größen beschreibt. Einem physikalischen Gesetz liegen immer genau definierte physikalische Experimente zu Grunde.“
Das Wort „Gesetz“ ist in diesem Zusammenhang sehr treffend, weil physikalische Gesetze genau so wie juristische Gesetze Festlegungen von Regeln durch deren Autor sind, mehr nicht. Bezüglich eines physikalischen Gesetzes kann stets nur die Aussage getroffen werden, ob es in einem Experiment zutreffend war oder nicht.

Was bedeutet Auslegung?
„Auslegung bedeutet, eine reale Situation und die dort stattfindenden Ereignisse mit den Ergebnissen eines bekannten Experiments zu vergleichen, dass der realen Situation möglichst nahe kommt.“ Dies geschieht durch die Verwendung physikalischer Gleichungen bei der Durchführung der Auslegungs von Bauteilen.

Was ist eine Beobachtung?
Eine Beobachtung ist die bewusst herbeigeführte Wahrnehmung und Dokumentation der Strukturen und Muster eines auftretenden Phänomens.“  Beobachtungen und Mustererkennung sind eine Möglichkeit, die Charakteristika von komplexen Systemen zu erfassen.

Was sind Daten, Informationen und Wissen?
Daten sind ein Abfolge aus Zeichen, die erst dann zu Informationen und Wissen werden, wenn sie interpretiert werden. In der Naturwissenschaft werden Daten aus einem messtechnisch beobachteten Ereignisses interpretiert, indem diese mit den Daten eines bekannten Experiments verglichen werden. Erst der Bezug der Daten zu einem bekannten Experiment erzeugt Informationen, die dann, wenn sie mit anderen Informationen in Bezug gesetzt werden, zu Wissen werden.“ Durch die Verwendung von Maßeinheiten werden aus Signalen Daten. Durch die Dokumentation des Versuchsaufbaus werden aus den Daten Informationen. Durch den Verweis auf andere wissenschaftliche Arbeiten wird aus Informationen Wissen.

Was ist ein komplexes System?
„Komplexe Systeme sind Systeme, die aus miteinander wechselwirkenden Systemen bestehen. Sie zeichnen sich im Allgemeinen dadurch aus, dass sie spontane Phänomene hervorbringen können und mehrere stabile Zustände besitzen.“ Das Verhalten von komplexen Systemen ist nicht vorhersagbar. Die auftretenden Zustandsmuster der Phänomene, die ein komplexes System hervor bringt, sind für das betreffende komplexe System oft Charakteristisch, vergleichbar mit einem Fingerabdruck. Bei der Durchführung von Experimenten ist zu klären, ob im Experiment ein komplexes System vorliegt oder nicht.

Was ist eine Versuchsauswertung?
Die Versuchsauswertung beinhaltet folgende Aufgaben:

  • Die Dokumentation des Experiments
  • Die Dokumentation der gewählten Messverfahren und ihrer theoretischen Hintergründe
  • Die Liste der durch die Messverfahren kontrollierten und beobachteten Variablen.
  • Die Darstellung der Messergebnisse, graphisch, in Tabellenform oder in Textform. Die Darstellung sollte die praktische Anwendung der Messergebnisse erleichtern.
  • Eventuell die Darstellung der Messergebnisse mit dimensionslosen Kennzahlen.
  • Der Vergleich der Messergebnisse mit theoretischen Maximalwerten und Grenzen.
  • Die Prüfung, ob bekannte wissenschaftliche Theorien im Experiment zutreffen.
  • Die Formulierung erkennbarer Gesetzmäßigkeiten im Verhalten von Variablen.
  • Eventuelle Schlussfolgerungen für die praktische Bedeutung der Messergebnisse.
  • Die Betrachtung der Messfehler mit Hilfe einer Fehlerrechnung.
  • Bereitstellung von Verweisen auf andere wissenschaftliche Arbeiten, die der Auswertung der Messergebnisse zu Grunde liegen.

Was ist eine Maschine?
Eine Maschine ist eine Zusammenstellung von Experimenten, deren Variablen miteinander gekoppelt sind.“ Die Verwendung eines Bauteils einer Maschine ist stets die Wiederholung eines bekannten Experiments. Die gesamte Technik besteht aus nichts weiter als aus der Wiederholung von bekannten Experimenten. In jeder Maschine wird stets eine genau definierte, präparierte, und reproduzierbare Situation geschaffen, bei der alle störenden Variablen ausgeschaltet oder kontrolliert werden und die unabhängigen und abhängigen Variablen der einzelnen Bauteile miteinander verbunden sind.

Wie kann eine unbekannte Situation wissenschaftlich erfasst werden?
Situationen werden in der Naturwissenschaft mit Hilfe der Durchführung von Messungen erfasst. Da der Experimentator angesichts einer unbekannten Situation nicht weiß, wie die Dinge miteinander zusammenwirken, kann in folgenden Schritten vorgagangen werden:

  1. Messung der Gegebenheiten wie Massen der Gegenstände, Positionen, Temperaturen, Luftfeuchte, Strahlungsstärke, elektromagnetische Felder, Drehimpulsmomente, Partikelgrößen, u.s.w. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. In diesem Schritt werden die Grundlagen dafür geschaffen, dass weitere Experimente ausgewertet werden können.
  2. Durchführung von Experimenten. Hier werden Experimente durchgeführt, in denen die Situation gezielt beeinflusst wird, um eventuell vorliegende systematische Zusammenhänge zwischen den einzelnen Dingen der Situation zu erkennen.

Ein Professor hat mir bei der Vorbereitung meiner Dissertation etwas gesagt, das ich nie vergessen werde: „Machen Sie Messungen. Von Anfang an mit theoretischen Modellen zu arbeiten ist Alchemie.“

Hilft die Naturwissenschaft dabei, die Dinge zu verstehen?
Nein. Wissenschaftliche Arbeit mit dem Ziel, die Dinge zu verstehen, das heißt die Dinge intellektuell zu erfassen, macht keinen Sinn, da niemand sagen kann, ab welchem Zeitpunkt ein Objekt intellektuell erfasst wurde. Das einzige, was sich erfassen lässt ist die Summe der bekannten Sachverhalte bezüglich eines durchgeführten Experiments. Deshalb ist es meiner Ansicht nach wichtig, Naturwissenschaftliche Effekte und die dazugehörigen Experimente mit ihren Gesetzmäßigkeiten zu erfassen und zu dokumentieren. Es ist sinnvoller, das naturwissenschaftliche Wissen anhand der beobachteten Effekte zu strukturieren, als die Naturwissenschaft auf ein in sich schlüssiges Theoriegebäude aufzubauen.

Sind akademische Grade für wissenschaftliches Arbeiten notwendig?
Nein. Akademische Grade sind lediglich eine offizielle Bescheinigung dafür, dass das ein Wissenschaftler in der Lage ist, sich der Lehrmeinung einer Hochschule, sowie den Launen von Professoren unterzuordnen. Da die Lehrmeinung der meisten Hochschulen dafür geeignet ist, naturwissenschaftliche Zusammenhänge in der Praxis erfolgreich anzuwenden, ist ein akademischer Grad eine Art Qualitätsgarantie. Akademische Grade sind  aber in Zeiten des Internets nicht mehr notwendig, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
1. Der betreffende Wissenschaftler publiziert die Kriterien und Grundsätze seiner wissenschaftlichen Arbeit und hält sich daran.
2. Der betreffende Wissenschaftler publiziert wissenschaftliche Arbeiten. So kann sich jeder einen Überblick über die Fähigkeiten des publizierenden Wissenschaftlers verschaffen.

Ist das Studium in einer Hochschule notwendig?
Das Studium in einer Hochschule ist nicht notwendig, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
1. Einem Studenten steht eine umfangreiche und aktuelle Bibliothek mit experimentell untermauertem Wissen zu Verfügung, so dass er sich in den Stand der Technik einarbeiten kann.
2. Der Student hat die Möglichkeit, eigene Projekte zu bearbeiten und Experimente durchzuführen.
3. Der Student steht in intensivem Kontakt mit Fachleuten, die mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen.
4. Der Student hat die Möglichkeit, in Projekten mitzuarbeiten, die wirtschaftlich sinnvoll sind.

Möglicher Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit
Die Gliederung einer wissenschaftlichen Arbeit wie z.B. einer Dissertation kann folgendermaßen aussehen:

  • Deckblatt
    • Thema
    • Autor
    • Hochschule / Institut / Firma
    • Ort, Datum
  • Verzeichnisse
    • Inhaltsverzeichnis
    • Formelzeichenverzeichnis
    • Tabellenverzeichnis
    • Bilderverzeichnis
  • Zusammenfassung
  • Einleitung
    • Anlass der Arbeit
    • Ziel der Arbeit
  • Theoretischer Teil
    • Stand der Wissenschaft
    • Theoretischer Hintergrund der Arbeit
    • Grundlagen zur Versuchsauswertung
  • Experimenteller Teil
    • Versuch 1
      • Versuchsaufbau
      • Durchführung
      • Ergebnisse
      • Darstellung der Ergebnisse
      • Fehlerrechnung
      • Diskussion: Störende Variablen, Zutreffende und nicht zutreffende Theorien …
    • Versuch n
      • Versuchsaufbau
      • Durchführung
      • Ergebnisse
      • Darstellung der Ergebnisse
      • Fehlerrechnung
      • Diskussion: Störende Variablen, Zutreffende und nicht zutreffende Theorien …
  • Anhang
    Rohdaten
    Stoffwerte
    Diagramme
    Bilder
    Tabellen
    Stücklisten
    Zeichnungen
    Richtlinien
    alles andere
    Literaturverzeichnis

 

Wie kann die Qualität naturwissenschaftlicher Arbeit bestimmt werden?
Für die Qualität einer naturwissenschaftlichen Arbeit ist allein entscheidend, ob der Leser der Dokumentation der naturwissenschaftlichen Arbeit alle nötigen Informationen findet, um die Experimente zu reproduzieren und die eigenen Experimente mit den in der Dokumentation beschriebenen Experimenten zu vergleichen. Alle anderen Dinge wie Anerkennung durch  anerkannte Forschungsinstitute, die Häufigkeit des Zitiert werdens, die Form der Dokumentation oder die Titel der Wissenschaftler sind dabei ohne Bedeutung.


Welche Bedeutung haben Zeitstempel und Ort für das Experiment?
Zeitstempel und Ort sind ein Unikat und verleihen dem durchgeführten Experiment und der dazugehörigen Dokumentation seine Einzigartigkeit. So kann jedes Experiment und jede durchgeführte Beobachtung eindeutig benannt werden. Zeitstempel und Ort helfen dabei, Ordnung in die Wissenschaftlichen Dokumentationen zu bringen.

Was bedeutet Informationsmanagement?
Die gesamte naturwissenschaftliche Arbeit steht und fällt mit der strukturierung der Datenerfassung und Versuchsauswertung. Die Struktur der Informationen muss vor Beginn der Experimente festgelegt werden, denn in der Hektik des Alltags ist eine gründliche Datenerfassung, bei der keine Daten vergessen werden, ohnehin schwer genug. Sämtliche Daten müssen, genau wie die Experimente in folgende Ebenen strukturiert werden:

  1. Untersuchung
  2. Versuchsreihe
  3. Versuch
  4. Messung


Was ist eine Urliste ?

Die Urliste beinhaltet die Daten eines Experiments, die direkt aus den Signalen des Messgeräts gewonnen werden. Die Urliste ist die Grundlage jeder Versuchsauswertung und darf nicht verändert werden.


Was ist ein Versuchsprotokoll ?

Entsprechend zur Urliste, enthält das Versuchsprotokoll die direkten Aufzeichnungen des Experimentators während der Durchführung seines Experiments, sowie die Zuordnung der einzelnen Versuche, zur Versuchsreihe und zur Untersuchung.


Was ist eine Messung?

Eine naturwissenschaftliche Messung umfasst den Prozess der Gewinnung von Daten, bei der maximal eine Variable des Experiments geändert wird.


Was ist ein Versuch?

Ein naturwissenschaftlicher Versuch umfasst die Summe aller Messungen für eine bestimmte Variante des Versuchsaufbaus.


Was ist eine Versuchsreihe ?

Eine Versuchsreihe umfasst die Summe aller Versuche mit unterschiedlichen Varianten des Versuchsaufbaus.


Was ist eine Untersuchung ?

Eine naturwissenschaftliche Untersuchung umfasst die Summe aller Versuchsreihen bezüglich eines Themas.


Was ist eine Variablenliste?

Eine Variablenliste ist eine Liste alle bekannten Variablen eines Experiments und deren Eigenschaften:

  1. Variable
  2. Formelzeichen
  3. SI-Einheit
  4. Eigenschaft wie z.B. Störgröße, Kontrollierte Variable, freie Variable, Abhängige Variable
  5. Technische Maßnahme zur Ausschaltung der Störgröße oder zur Kontrolle der Variable.

Eine Variablenliste soll helfen, dass keine Variablen übersehen werden.

 

Notizbuch
Ein wesentliches Werkzeug für die wissenschaftliche Arbeit ist das Führen eines Notizbuches in gebundener Form durch den Wissenschaftler. In dieses Notizbuch werden alle
Beobachtungen, Berechnungen, Aufgaben, Fragestellungen, Skizzen, ToDo Listen und auch Messwerte zu den Beobachtungen geschrieben. Aufgaben, die noch zu erledigen
sind, werden mit einem roten Kreis umrandet. Aufgaben die erledigt sind, bekommen einen roten Haken. Das Notizbuch ist, vergleichbar mit der Urliste, der Informationsspeicher, der Hilft, Ordnung in das Chaos zu bringen. Es ist, genau so wie ein Versuchsprotokoll, ein Dokument, das hilft, die vielen Experimente, Beobachtungen und Ereignisse einander zuzuordnen, oder Ursachen von
Fehlschlägen zu klären. Das Notizbuch gehört zum wertvollsten Besitz eines Wissenschaftlers, der niemals aus der Hand gegeben werden sollte. Es bleibt immer Eigentum und Besitz
des Wissenschaftlers und geht auch einen Arbeitgeber nichts an. Das Notizbuch ist das wichtigste Werkzeug, um die Gedanken zu ordnen und Erkenntnisse aus Erfahrung nicht zu
verlieren. Es gibt auch Einblicke in die Gedanken des Wissenschaftlers. Eine Beliebte Klausel in
Verschwiegenheitsvereinbarungen und Arbeitsverträgen, dass Notizen dem Arbeitgeber zu übergeben sind, sollte nicht eingehalten werden. Hier gilt der Grundsatz, von dem niemals abgewichen werden sollte: Meine Gedanken gehören mir.


Was ist naturwissenschaftliche Ethik ?

Die Verbrechen, die in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus in den Konzentrationslagern im Namen der Naturwissenschaft begangen wurden, aber auch die vielen anderen Verbrechen, die im Namen der Naturwissenschaft begangen werden wie z.B. Zwangssterilisation, Eugenikprogramme, Tests von Medikamenten an Menschen unter Gewaltanwendung und die Nutzung der Kernenergie zeigen, dass naturwissenschaftliche Ethik notwendig ist. Aus meiner Erfahrung, lässt sich in Anbetracht der Vielschichtigkeit des Verbrechens die naturwissenschaftliche Ethik auf eine wichtige Aussage reduzieren:
Naturwissenschaftliche Arbeit darf niemals unter der Anwendung von Gewalt geschehen. Ein Naturwissenschaftler muss Gewalt in jedem Fall konsequent ablehnen. Dabei umfasst Gewalt nicht nur körperliche Gewalt sondern auch Gewalt durch Einschüchterung, das Ausnutzen von Notlagen, Lügen und Manipulation oder das Beauftragen von Gewalttätern.

Experimentelle Praxis in vielen Unternehmen
Viele Unternehmen stürzen sich im Blindflug in Vorhaben, ohne jemals ihre Vorhaben auf eine wissenschaftlich experimentelle Basis gestellt zu haben. Wie oft habe ich den Satz schon gehört „Das was wir vorhaben, kann man sowieso nicht berechnen. Wir müssen das einfach ausprobieren.“ So werden in vielen Unternehmen Experimente sträflich vernachlässigt. Entweder werden Experimente einfach nicht durchgeführt oder wenn sie durchgeführt werden, werden vermeintlich aus Zeitmangel die Störfaktoren in Experimenten nicht gesucht, nicht erkannt, nicht ausgeschaltet und nicht kontrolliert. Die Versuchsapparaturen werden nicht dokumentiert. Die Messgeräte werden schlecht behandelt, nicht gewartet, nicht regelmäßig geeicht. Experimente werden oft einfach so nebenbei im stressigen Alltag halbherzig ausgeführt.

Wichtigkeit von wissenschaftlichen Berichten – „Wer schreibt, der bleibt.“
Es gibt Unternehmen, die halten ausführliche wissenschaftliche Berichte für eine Verschwendung von Zeit und Geld. Anhand meiner praktischen Erfahrung sind wissenschaftliche Berichte aber eines der wesentlichen Mittel der wissenschaftlichen Arbeit. Keine wissenschaftlichen Berichte zu verfassen ist vergleichbar mit der Erkundung eines fremden Gebietes ohne Landkarte und Kompass. Das was man beim Verfassen wissenschaftlicher Berichte spart, bezahlt man später teuer in der Produktion.
Wissenschaftliche Berichte …

  • … dokumentieren Experimente.
  • … dokumentieren Rechercheergebnisse.
  • … verschaffen einen Überblick.
  • … machen den Stand der Technik sichtbar.
  • … sind Nachschlagewerke.
  • … filtern Informationen und schützen vor einer Überflutung mit Informationen.
  • … helfen bei der Konzentration auf das Wesentliche.
  • … helfen Kollegen beim Einstieg in das Thema.
  • … sind ein Kommunikationsmittel zwischen Projektpartnern.
  • … sind eine Ressource an Wissen und bares Geld wert.
  • … helfen bei der Einschätzung der Handlungsmöglichkeiten.
  • … dokumentierten auch das, was nicht funktioniert hat.
  • … helfen bei der praktischen Anwendung des Wissens.
  • … verknüpfen das dokumentierte Wissen durch Quellenverweise mit anderen wissenschaftlichen Arbeiten.

Die Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse ist im Allgemeinen mit einem sehr hohen Aufwand verbunden. Deshalb ist es wichtig, Experimente immer sauber durchzuführen und zu dokumentieren, um nicht kostbare Ergebnisse zu verschwenden. Des weiteren ist es wichtig, wissenschaftliche Erkenntnisse sowie deren Dokumentationen mit anderen Menschen zu teilen, damit gesamtgesellschaftlich gesehen der Aufwand des Erkenntnisgewinns nicht vielfach aufgebracht werden muss. Viele Wissenschaftler arbeiten unzählige unbezahlte Stunden an ihren Experimenten. Aus diesem Grund sollten Wissenschaftler unter keinen Umständen Knebelverträge unterschreiben, die ihnen die weitere Nutzung ihrer Wissenschaftlichen Ergebnisse verbieten. Ein Knebelvertrag, der dem Wissenschaftler die Nutzung seiner Ergebnisse verbietet, führt langfristig zur Abhängigkeit und zur Verarmung des betreffenden Wissenschaftlers, weil ihm dadurch das einzige Kapital genommen wird, das er hat.

Vorteile einer wissenschaftlich experimentellen Basis im Alltag
Das, was wir wirklich wissen, ist letztendlich nur das, was wir im Experiment beobachten und reproduzieren können. Erst durch Wissen und Erkenntnis sind wir in der Lage, mit komplexen Sachverhalten zurechtzukommen, ohne zu viele Erfahrungen in Form von Rückschlägen teuer bezahlen zu müssen.

Mythen über Naturwissenschaft

Mythen über Naturwissenschaft, die mir bisher begegnet sind, habe ich aus meiner Sicht unter diesem Link zusammengefasst.